Das MB Buch - page 14

der Bürger schlachten und einen öffent-
lichen Fleischverkauf gibt es in dieser
Zeit nicht.
Neben der „Fleischbank“ als ordentliche
Verkaufsstelle (in Süddeutschland kennt
man auch den Namen „Fleischlaube“)
gibt es in den größeren Städten die
„Freibank“, deren Bezeichnung sich bis
in die Gegenwart erhalten hat. Hier kann
man das meist um 50 Prozent billigere
Fleisch kaufen, das bei der Prüfung nur
als bedingt tauglich bewertet worden ist.
In München stehen Anfang der fünfziger
Jahre regelmäßig 10.000 bis 12.000
Münchner an der städtischen Freibank
an. Am Freitagnachmittag gibt es dort
einen Sonderverkauf für Altersinvaliden,
Rentner über 65 Jahre und Mütter ab
dem achten Monat.
Ab Mitte des 14. Jahrhunderts dehnt
sich die Weidewirtschaft aus, der
Viehhandel floriert, die Preise fallen und
somit können sich auch die unteren
Schichten den Kauf von Fleisch leisten.
Das wiederum führt zu einer Änderung
der Ernährungsgewohnheiten der Ober-
schicht. War in den Jahren zuvor
Schweinefleisch allgemein üblich, wird
jetzt nach Rind- und Kalbfleisch verlangt.
Hinter dem Verkaufstisch steht oft die
Metzgersfrau. Aufgabe des Mannes ist
das Schlachten und der Vieheinkauf.
Bereits im Spätmittelalter reicht der
Viehbestand im Umland nicht aus, um
den Fleischbedarf der Städte zu decken.
Aus Ungarn, Polen, Russland werden
riesige Rinderherden getrieben, aber
auch aus Friesland und Dänemark. Die
durch den langen Weg geschwächten
Tiere müssen vor der Schlachtung erst
wieder gemästet werden. Die langen
Distanzen legen die Metzger zu Pferd
zurück. Die Metzger zählen damals zu
den reichsten und angesehensten
Handwerkern und sind die Einzigen, die
sich den teuren Unterhalt von Pferden lei-
sten. Aus diesem Umstand entwickelt
sich das so genannte „Metzgerpost-
wesen“. Seit dem späten Mittelalter leis-
ten die Metzger vor allem zwischen den
Reichsstädten Post- und Botendienste.
Jede Zunft muss drei Pferde samt Reiter
bereitstellen. Der erste Metzgerbote ist
im Herzogtum Württemberg 1537 be-
kannt. Die Metzgerpost besteht bis
1615, bis vom Kaiser das Postrecht für
das Deutsche Reich dem Haus Thurn
und Taxis zugesprochen wird.
Eine der bekanntesten Traditionen des
Metzgerhandwerks ist der Metzger-
sprung. Über seinen Ursprung gibt es
verschiedene Ansichten, eine davon ist
diese:
Zwischen 1515 und 1517 leidet München
unter der Pest. Niemand wagt sich
damals auf die Straße, auch als die Pest
offensichtlich eingedämmt ist. Da fassen
sich die Schäffler und die Metzger ein
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